Paĝo:Germana Esperantisto - Aŭgusto-Oktobro 1914 B.pdf/2

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Eldonejo kaj redakcio

Über meine Kongreßreise nach Paris[1]
Von Dr. Paul Haller, Leisnig

Bereits am 21. Juli reiste ich von Hause ab, um über Holland und Belgien nach Frankreich zu gelangen. Mein Plan war, diese mir noch unbekannten Lander, ihre hauptsächlichsten Stadte und Landschaften möglichst genau kennen zu lernen. Esperanto und die Esperantisten sollten mir dazu behilflich sein; darum bediente ich mich überall der Hilfe der Delegierten des Esperanto-Weltbundes (U. E. A.), und ich kann sagen, dass ich meinen Zweck vollkommen erreichte. Überall, in Frankfurt, Mainz, Godesberg, Köln, Amsterdam, Haarlem, Haag, Scheveningen, in Antwerpen, Brŭssel, Brŭgge waren Esperantisten meine freundlichen Berater und Führer. Das Zusammensein mit ihnen, seien es die schönen Abende am deutschen Rhein in Mainz und Köln, oder am Strande in Scheveningen, oder inmitten der Mitglieder der Gruppe in Haarlem, oder auf dem Ausflug mit zahlreichen holländischen Esperantisten in das herrliche, kanaldurchzogene Gartenland von Aalsmeer — alles dies gehört zu meinen schönsten Reiseerinnerungen. In Haarlem tagte Sonntag, den 26. Juli, der Kongreß des niederländischen Esperantobundes, und ich hatte die Ehre und die Freude, ihm als Gast beiwohnen zu dürfen und den Holländern die Grüße der deutschen Esperantisten zu überbringen.

Dieses friedliche Bild änderte sich vollkommen mit dem Eintritt nach Belgien, das in diesen Tagen in vollständiger Mobilisation begriffen war. Überall sah man zu den Waffen einberufene Reservisten, einzeln und truppenweise, ganze Militarzüge, Pferdeaushebungen (z. B. dicht hinter den großen Strandhotels in Ostende). Am 29. Juli weilte ich in Brüssel. Ein fesselndes Bild bot das Leben auf dem Boulevard Anspach, vor allem vor der Börse, wo die neuesten Pariser Blätter, Le Matin, L'Intransigeant, Le Petit Parisien u. a., mit heiserem Schreien an das drängende Publikum feilgeboten wurden; ihre verhetzenden Artikel mögen einen guten Teil der Schuld an dem wahnsinnigen Ha8 der Belgier gegen alles Deutsche tragen. Ähnlich wirkten die Filme der Firma Pathe, die in dortigen Kinos vorgeführt wurden; das Programm lockte mich, eines dieser Kinotheater zu besuchen, und das war recht lehrreich. Hier wurde — wohl gemerkt, noch im völligen Frieden! — das Anrücken der französischen Heeresverbande gegen die lothringische Grenze auf einer Karte veranschaulicht, es wurde in einseitigster Weise die Überlegenheit des französischen Geschützes gegenüber dem Krupp-Geschütz vor Augen gefŭhrt, eine Hand zeigte in stark vergrößertem Bilde, wie die Pfanne des französischen Gewehres 8, die des deutschen dagegen nur 5 Patronen fasst, endlich wurden französische Linientruppen im eleganten Geschwindmarsch vorgeführt, hierauf les lourds allemands mit Schellenbaum und großer Trommel im langsamen, schwerfälligen Marsch. Armes betörtes Volk und Land!

In Brügge, wo ich in einem Esperanto-Hotel, dessen Wirt fließend Esperanto sprach, dreimal ŭbernachtete, wurde das militärische Leben von Tag zu Tag reger: singende Soldatentrupps zogen straßenbreit daher, Fouragewagen wurden beladen, Militarzüge kamen und gingen. Ähnlich war es in Ostende, wohin ich von Brügge aus täglich fuhr. Die Kurgäste reisten in Scharen ab; dennoch herrschte noch am 31. Juli ungezwungene Fröhlichkeit, ja Ausgelassenheit am Strande, während das Kriegsgewölk sich drohend ŭber Europa zusammenzog. Noch war ich der Hoffnung, dass der Krieg vermieden wŭrde, beschloss also, am Sonnabend, dem 1. August, mit dem Schnellzug von Ostende nach Paris zu fahren. Vorsichtshalber hatte ich einige Tage vorher die Karte, auf der man seine Ankunft melden sollte, an Frl. G. in Paris gesandt, mit der Bitte, Mitteilungen an mich bis 1. August morgens nach Ostende gelangen zu lassen. Ehe ich also die Fahrkarte loste, ging ich nochmals zum Postamt, um eine etwaige Warnung vor der Abreise in Empfang zu nehmen; nichts von alledem! Also frohgemut zur Bahn, zur langersehnten Fahrt nach Paris! Auf dem Bahnsteig wogt die Menge der Reisenden, größtenteils heimkehrende französische Kurgäste, wahrend drüben auf dem letzten Gleis soeben ein Militärzug wegfährt.

Ich sitze im vollbesetzten Wagen; alles spricht von dem zu erwartenden Krieg. Ein Mitreisender erzählt, dass er soeben von einem Schaffner des internationalen Bäderzuges gehort habe, dass Deutschland diese Zŭge nicht mehr über die Grenze lasse. Ich ŭberlege, dass damit der Krieg größte Wahrscheinlichkeit gewinnt; aber jetzt möchte ich erst recht nach Paris, ein klein wenig regt sich die Abenteuerlust. Hinter Kortrijk (Courtrai) wird die franzosische Grenze ŭberschritten. In Tourcoing ist Zollrevision; eine junge Franzosin, der ich beim Tragen ihres

  1. Wegen Platzmangels in der Ausgabe A erscheint dieser deutsche Aufsatz ausnahmsweise in der vorliegenden Ausgabe. Siehe auch die Berichte unter „Survoje al Paris kaj reen“ in der Ausgabe A.
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